Journalist*innen türkischer Medien haben gestern – gemeinsam mit dem Koordinierungsrat der Türkischen Vereine (TÜDEK) – dem ehemaligen Bayerischen Innenminister und Bayerischen Ministerpräsidenten a.D. Dr. Günther Beckstein für seine langjährige Zusammenarbeit gedankt.
Orhan Tinengin, Doyen der Türkischen Presse in München, fasste sich kurz: „Ich kenne Dr. Günther Beckstein seit 1984, als er noch ein junger Abgeordneter war. Anlass war die Reise von Mitgliedern des Bayerischen Landtags mit dem damaligen Generalkonsul in München in die Türkei. Seitdem hat Dr. Beckstein – als Innenminister, als Ministerpräsident – immer gute Kontakte mit der türkischen Presse gehabt. Er stand uns immer als Ansprechpartner zur Verfügung.“
Dafür bedankte sich Orhan Tinengin im Namen der türkischen Medienvertreter*innen und überreichte dem stolzen Ehrengast eine Plakette. Die Zeremonie wurde von mehr als nur höflichem Applaus begleitet. Orhan Tinengin: „Wir danken Ihnen, dass Sie bei uns sind „.
Geplant war diese Ehrung bereits für Ende März 2020, wurde aber – wie so vieles Andere auch – aufgrund der Covid-19-Pandemie verschoben.
Endlich konnte die Veranstaltung nun also am 26. Oktober 2021 im Restaurant Marmaris stattfinden.
Geladene Gäste – darunter auch ausgesuchte Vertreter bayerischer Medien, ehemalige Polizeichefs, der Generalkonsul der Türkei in München und eben Verter*innen türkischer Medien sowie der Türkischen Vereine – warteten auf Dr. Günther Beckstein, der direkt aus der Bayerischen Staatskanzlei gekommen war und für einige Minuten Verspätung nach Erhalt der Ehren-Plakette um Entschuldigung bat: „Ich hatte einen wichtigen Termin, den man nicht absagen kann: Ich war – übrigens zum ersten Mal – offiziell bei meinem Nachfolger im Büro.“
Und von seinem Nachfolger hatte Günther Beckstein herzliche Grüße zu bestellen. Dr. Beckstein: „Er hat ausdrücklich gesagt, dass er weiß, welche Bedeutung es hat, gute Kontakte zu den türkischen Medien zu pflegen. Und ich will sagen, dass ich Ihre Arbeit hoch respektiere. Sie arbeiten in einer schwierigen Zeit. Die Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland sind – wir haben das in den letzten Tagen gemerkt – schwierig. Und das wirkt sich auf Ihre Arbeit auch aus. Und ich habe großen Resepkt dafür, wie Sie diese Arbeit machen, die deutlich macht, dass sie einerseits eine große Beziehung zu Ihrem Herkunftsland haben, aber andererseits die Werte dieses Landes sehr respektieren. (…)
Wir haben etwa 4 oder 5 Millionen Türken bzw. Türkischstämmige in Deutschland. Die wollen sich natürlich in ihren Medien wiederfinden. Mit ihren Meinungen, ihren Themen. (…)“
Er schloss seine kurze Dankesrede mit einer Art Apell: „Ich vertrete die Meinung, dass wir auch bei politischen Schwierigkeiten, die es im Moment zwischen der deutschen und der türkischen Regierung (gibt), dass wir die Beziehungen auf der Ebene der Medizin, der Ebene der Journalisten, der Ebene der Städte-Partnerschaften, unbedingt aufrecht erhalten müssen, damit die Gräben nicht tiefer werden, sondern der Weg für eine bessere Zukunft geebnet wird.“
Einen Kommentar zur Politk der Regierung Erdogan konnte sich Dr. Beckstein nicht verkneifen. „In den Anfangsjahren hat Erdogan eine tolle Arbeit gemacht. Er hat das Land hinaufgekriegt. Aber ich weiß, dass es manchmal auch in Bayern so ist: Wenn einer all zu lang im Amt ist, dann steigt ihm Manches in den Kopf, und dann wird es schwierig. Und in dieser Phase befindet sich aus meiner Sicht die Türkei.“
Mehmet Günay, Generalkonsul der Türkei in München: „Sie sind ein Freund der türkischen Gemeinde hier in Bayern und in München gewesen – und sind es immer noch!“
Auf aktuelle politsche Probleme wolle der Generalkonsul nicht eingehen. Er sprach über die aus seiner Sicht bedeutende menschliche Dimension der Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland. „Denn„, so Mehmet Günay, „vor 60 Jahren sind Menschen aus der Türkei hier in Deutschland angekommen. Im Rahmen des Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei, dieses Jahr ist das 60. Jubiläumsjahr dieses Abkommens. Und wir sind auf einem guten Weg. Weil die türkische Gemeinde, weil die türkischstämmigen Menschen hier in diesem Land eine zweite Heimat gefunden haben. Sie sind aktiv an dem gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen und politschen Leben dieser Gesellschaft beteiligt. (…) Wir haben Akademiker, wir haben Journalisten, wir haben Politiker unter uns. Aber auch draußen haben wir tolle, vorbildliche Menschen, die deutlich zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind. Und so wird es weiter sein. Daher ist unser Anliegen, dass unsere türkischstämmigen Mitbürgerinnen und Mitbürger hier in Deutschland, wo sie leben, sich an dem gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Leben beteiligen, und das tun sie!“
Und dann gab’s gut zu essen.